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Das Krisengespräch in der Griechischen Kulturstiftung

Am Montag, den 27. Februar 2012 lud die EU-Fundraising Association zum Gespräch in die Griechische Kulturstiftung Berlin ein. Herr Dr. Graf von Wallwitz, früher im Fondsmanagement der DWS tätig, sprach mit Herrn Dr. Christian Fahrholz, der verschiedene europäische Zentralbanken als unabhängiger Ökonom berät, über die Schwierigkeiten und Chancen der derzeitigen europäischen Wirtschaftskrise. Moderiert wurde das Gespräch von Heike Kraack-Tichy, Vorsitzende der EU-Fundraising Association.

Heike Kraack-Tichy und Paula Schwarz

Die beiden Diskutanten orientierten sich im Laufe des Gesprächs aus gegebenem Anlass besonders am Beispiel Griechenland. Sie plädierten diesbezüglich einstimmig für den Verbleib des Staates in der Euro-Zone, machten aber sowohl die finanzielle als auch wirtschaftliche Solidität des Landes von den Schuldenerlässen seiner Gläubiger abhängig.

Der Frage nach einer Einbringung der Europäischen Investitionsbank in den strukturierten Aufbau von nationalen Wirtschaftssektoren standen die Ökonomen jedoch uneinig entgegen. Herr Dr. Fahrholz seinerseits erachtete diese Maßnahme anders als Herr Dr. Wallwitz als ineffizient, er forderte einen anderen Ansatz der Hilfestellung durch die Europäische Union zur Schaffung nachhaltiger Investitionsanreize in die Euro Zone. Hier sei besonders die Spaltung des Euro in einen „starken“ und „schwächeren“ Nord- bzw. Südeuro anzudenken.

Dr. C. Fahrholz, H. Kraack-Tichy, Dr. G. Wallwitz (v. links n. rechts)

Als verbindender Faktor zwischen der politischen und ökonomischen Schieflage Europas wurde im Laufe des Gesprächs das Fehlen einer europäischen Zivilgesellschaft deutlich. Vor allem nicht-monetäre Gründe zur Solidaritätsbekundung gegenüber den anderen Mitgliedsstaaten geraten in den Hintergrund, man verstehe sich im heutigen Europa entscheidend zu wenig als Gemeinschaft. Dies führe zum Erstarken nationaler Interessens- und Machtansprüche sowie zum Wiederaufkeimen lange zurückgestellter regionaler Rivalitäten und wirke sich letztendlich negativ auf die Wirtschaftskraft der Europäischen Union aus.

Besonders das Ausbleiben eines effektiven Lösungsansatzes sei für die Entwicklung Europas besonders besorgniserregend. Da die Krise bereits seit dem Jahr 2008 andauert, habe sich bereits ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt und es verginge zu viel Zeit ohne zumindest eine Aussicht auf Besserung.

In Folge der offiziellen Debatte brachten sich die Gäste aus dem Publikum aktiv mit Fragen nach den Profiteuren und Verlierern der anhaltenden Krise in das Gespräch ein. Auch die Schuldfrage wurde im Rahmen der derzeitigen brisanten Lage verschiedener europäischer Haushalte gestellt. Profitiert Deutschland als Geldgeber einseitig von den Schwierigkeiten Griechenlands? Wer ist für die brisante Lage des griechischen Haushaltes tatsächlich verantwortlich?

Paula Schwarz leitete die Fragerunde der Zuhörer ein.

Um diese Fragen zu beantworten, waren die 60 Minuten Diskussion mit anschließender Zuhörerbeteiligung lange nicht genug. Das ohnehin komplexe Thema wurde durch die interessanten Wortbeiträge unserer Gäste weiter aufgefächert, sodass einige Fragen zunächst offen blieben. Die Teilnehmer nutzten dies, um sich im Anschluss an das offizielle Gespräch miteinander über die Problematiken und potentiellen Lösungen für die europäische Krise auszutauschen. Wir hoffen somit zur Förderung des innereuropäischen Dialogs beigetragen zu haben!

Wir als Team waren sehr erfreut über die Dynamik der verschiedenen Gesprächsrunden zu den unterschiedlichsten europäischen Themen, und danken allen Anwesenden für ihren Elan und die aktive Partizipation.

Wie bereits angekündigt planen wir derzeit einige Folgeveranstaltungen zu aktuellen europäischen Themen. Über unseren Newsletter informieren wir Sie gern über die Details der kommenden Treffen. Melden Sie sich jetzt an!

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